Die Liebesgeschichte unserer Stiftungsgründer

Wie Marieluise ihren Hans suchte und fand

Passau/Blaibach. Nach einem gemeinsamen Tanzabend verlieren sich Marialuise und Hans im Jahr 1970 aus den Augen. Sie ist da gerade mal 15 Jahre alt. Doch sie macht sich auf die Suche nach dem Mann, der ihr den Kopf verdrehte. Heute sind die beiden seit mehr als einem halben Jahrhundert verheiratet und haben 8 Kinder und 18 Enkelkinder. Im Gespräch mit der Mediengruppe Bayern erzählt das Ehepaar Graßl aus Blaibach im Landkreis Cham seine Geschichte.

Mit 18 Enkeln liegt das Paar weit über dem Durchschnitt. Laut dem „Deutschen Alterssurvey“ hatten Großeltern im Jahr 2020 durchschnittlich drei Enkelkinder. Für Oma Marialuise (70) und Opa Hans (75) gilt aber: „Lieber eines mehr als eines weniger.“ 

Begonnen hat die Liebesgeschichte vor 54 Jahren, als der junge Hans Graßl seiner Tanzpartnerin versetzt worden ist. Zweimal hat er an jenem Abend, dem 17. Januar 1970, deshalb ein 15 Jahre altes Mädchen auf die Tanzfläche geholt. „Ich war total baff, dass mich Mauerblümchen ein so gutaussehender Mann zum Tanzen auffordert“, erinnert sich seine heutige Ehefrau daran. Beim zweiten Tanz habe er sie dann gefragt, ob er sie einmal ausführen dürfe. „Das hätten meine Eltern nie erlaubt“, war sich die junge Marialuise sicher. Also verneinte sie – am nächsten Tag wusste keiner der beiden den Namen des anderen. 

Wie sich aber herausstellte, war besonders Marialuises Mutter von dem jungen Mann eigentlich sehr angetan. Fast wie im Märchen Aschenputtel ging nun nicht der Prinz auf die Suche nach seiner Prinzessin, sondern Marialuise suchte nach ihrem Hans. „Ich wusste nur, dass er als Postbeamter in Cham arbeitet“, also begann das damals 15 Jahre alte Mädchen zu telefonieren und fragte bei der Poststelle nach einem schlanken, großen, jungen Mann mit schwarzen Haaren. 

Eine Woche später hat Hans Graßl seine Marialuise zum ersten Mal abgeholt. Die gemeinsamen Treffen wurden zum sonntäglichen Ritual der beiden Verliebten. 

„Bis mein Vater es verboten hat“, erzählt Marialuise Graßl. Denn als Einzelkind hatte sie keinen Bruder, der das Autohaus ihres Vaters übernehmen konnte – es musste also ein Autoexperte her. Aus Liebe – und weil er selbst eigentlich gerne einen technischen Beruf gelernt hätte – hat Hans Graßl noch im September 1970 bei der Post gekündigt, umgeschult und schließlich das Autohaus des Schwiegervaters übernommen.

Es gab also doch noch ein Happy End für das Märchen von Marialuise und Hans Graßl. Und vorbei ist es noch lange nicht: „Ich bin heute noch genauso narrisch nach ihr wie vor 50 Jahren“, schwärmt er. Natürlich habe es in der Ehe auch immer wieder schwere Zeiten gegeben, aber die beiden hätten sich immer wieder zusammengerauft. Hans Graßl nimmt es mit Humor: „An Scheidung habe ich nie gedacht, aber an Mord dafür öfter“, sagt der 75-Jährige mit einem Augenzwinkern. 

Was sie zusammenschweißt ist vor allem ihr Glaube, ihre Familie und Vergebung. Ein Rat für alle Eheleute, den die beiden gerne teilen: „Den perfekten Partner gibt es nicht. Eine glückliche Ehe ist die Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich gerne vergeben.“

Erschienen in der Passauer neuen Presse am 30.03.2024.