
Beharren auf Wahrheitsanspruch ist nicht arrogant
Die Initiative „glaubendenken“ veranstaltete ihre erste „Truth“-Konferenz
Ludwigsburg (IDEA) – Es ist nicht arrogant, den Wahrheitsanspruch des Christentums zu vertreten. DieseAnsicht äußerte der Theologe und Religionsphilosoph Fabian Graßl auf der ersten „Truth“-Konferenz (engl.truth = Wahrheit) der christlichen Initiative „glaubendenken“ (Marburg) in Ludwigsburg. Es kommevielmehr darauf an, wie man mit der Wahrheit umgehe und sie kommuniziere, so Graßl weiter. DieVermittlung ihrer Wahrheitsansprüche erwarte er „von allen Weltanschauungen. Muslime glauben, dieWahrheit zu haben. Atheisten meinen, sie lägen richtig. Buddhisten denken, ihre Sicht wäre wahr.“ Allesollten versuchen, andere Menschen von ihrem Anspruch zu überzeugen. „Aber mit den richtigen Mitteln,mit guten, rationalen Argumenten! Nicht manipulativ, nicht durch Überreden, sondern mit Überzeugungskraft. Wenn wir gemeinsam auf der Suche nach der Wahrheit sind, wird mein Gegenübernicht zum Feind, sondern zum Freund.“ Rationale Objektivität sei dabei möglich, selbst wenn keinepsychische Objektivität gegeben sei. Genau dieser Umstand ermögliche eine zivilisierte Diskussion undeinen vernünftigen Dialog. „Meine psychische Voreingenommenheit zugunsten des Christentums schließtnicht meine Fähigkeit aus, die Argumente rational zu präsentieren und zu bewerten.“ Denneutestamentlichen Autoren werde gern vorgeworfen, nicht „neutral“ gewesen zu sein. Daraus folge jedochnicht, dass ihre Berichte allein deshalb unwahr seien. Auch jüdische Historiker seien schließlich „in Bezugauf den Holocaust“ nicht „neutral“ im psychischen Sinn, könnten aber dennoch rational objektiv undwahrheitsgetreu darüber berichten.
Prof. Baum: Das Neue Testament zitiert Jesus und Paulus inhaltlich zutreffend
Der Prorektor der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH), Prof. Armin Baum, sprach über dieReden des Apostels Paulus in der Apostelgeschichte. Skeptische Wissenschaftler führten als Argumentgegen deren Glaubwürdigkeit manchmal ins Feld, dass es in der Antike kein Bewusstsein für geistigesEigentum gegeben habe. Eine verbreitete Ansicht laute, Lukas habe als Autor der Apostelgeschichteseinem Lehrer Paulus Worte in den Mund gelegt. Dieses Urteil sei jedoch verfehlt: „Es gab in der Welt desNeuen Testaments durchaus ein Bewusstsein für geistiges Eigentum. Es galt nicht als legitim, einem Lehrerwie Jesus oder Paulus Aussagen in den Mund zu legen, die er nie gemacht hatte.“ Gemessen an denPaulusbriefen habe Lukas in der Apostelgeschichte zwar nicht den Wortlaut, „durchaus aber den Inhalt derVerkündigung des Paulus“ wiedergegeben. Die Initiative „glaubendenken“ will Menschen nach eigenenAngaben neu für die Wahrheit, Schönheit und Bedeutsamkeit des historischen christlichen Glaubensbegeistern.
IDEA 09.12.2021